Lack: vom Altertum bis heute

Als der Urmensch seine Höhle verlässt und ein eigenes Haus zu bauen beginnt, braucht er auch Gemütlichkeit schaffende Gegenstände. Außer dem Küchenzubehör bedarf er auch der Möbelstücke. Zuerst dienen bloße Holzstücke mit passender Form als Möbel. Mit der Entstehung von Werkzeugen beginnt die Bearbeitung des Holzes. Schließlich will der Mensch, dass Möbel nicht nur bequem, sondern auch schön ist.

Damit das Holz ansprechend aussieht und seine ursprüngliche Schönheit erhält, beginnt der Mensch verschiedene natürliche Materialien zu benutzen, vor allem Holzsaft. Nach den Angaben der Historiker stammen die ältesten mit Lack behandelten Gegenstände aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. Die chinesischen Handwerker kamen auf einen Gedanken, die Möbel mit kunstvollen Schnitzereien und bemalte Vasen aus Metall mit Saft des Lackbaumes zu streichen, der nach Trocknung einen festen Film erzeugte. Mit Reispapier oder Stoff dekorierte Gegenstände und Objekte aus Pappmaché, die mehrmals mit Lack bestrichen wurden, verwandelten sich in feste und wasserbeständige Schalen, Vasen und Schatullen. Möbel und Gegenstände aus Museen und Privatsammlungen in der ganzen Welt prahlen mit filigranen Schnitzereien auf rotem Lack, mit hauchfeiner Lackbemalung mit Goldpulver sowie mit Zinn-, Silber- und Perlmutteinlagen.

Ähnlichen Lack benutzten die Handwerker aus Korea, Japan und Indochina. Viel später, in 15.-17. Jahrhunderten benutzte man das Harz des Sandarakbaumes bei Herstellung von Lack in Iran, Indien und Zentralasien. In Indien waren auch die sogenannten goldene Lacke sehr beliebt, die man aus dem Samensaft der indischen Dattel, oder Tamarinde, herstellte.

Lack gelang nach Europa ungefähr im 15. Jahrhundert. Im Laufe der Zeit vereinfachten die Möbelhersteller und Künstler die Verfahrenstechnik, begannen Öllacke und Einbrennen anzuwenden.

Nicht nur Künstler bedienten sich der Lacke. Es gilt, dass gerade ein besonderer Aufbau von Lack einen einmaligen, faszinierenden Klang jeder Stradivari-Geige verlieh. Keiner konnte diesen Aufbau entschlüsseln, darum haben die Geigen von Gasparo da Salò, Andrea Amati und Geigenbauerfamilie Guarneri ihren eigenen Klang.

Die russischen Künstler lackierten die Ölfarbenmalerei auf Tabletts, Schatullen und Tabakdosen, die mit Landschaften, Szenen, Portraits und Blumen bemalt wurden. So entstanden Lackminiaturen aus Fedoskino, Tablettmalerei aus Schostowo, sowie Lackminiaturen aus Palech, Mstjora, Cholui.

Im 20. Jahrhundert, in der Zeit der rasanten Entwicklung der Chemieindustrie wurden Acrylat-, Alkyd-, Phenolharz- und Polyurethanlacke entwickelt, die schnell trocknen und fest werden, doch einen unangenehmen Geruch haben können. Diese Lacke eigneten sich für Massenbau und Massenproduktion von Möbeln gut und ließen großen Arbeitsumfang in kurzer Zeit leisten.

Mit zunehmender Ausrichtung auf eine gesunde Lebensweise bevorzugt man aber heutzutage immer häufiger die natürlichen Lacke, weil sie das Aussehen des Holzes erhalten, umweltfreundlich sind und Wohn- und Arbeitsräumen gesund gestalten lassen.